Hallo Toni,
wir sind immer noch ein bissl OT, doch da das ein bissl Grundsatzprobleme berührt, vielleicht noch ein Hinweis:
Dein Bezug auf die Autoindustrie ist gar nicht so schlecht. Nur kehrt er - ernst genommen - das Problem völlig um. Dem Autoverkauf geht nämlich ein derart umfangreicher Test aller einzelnen Komponenten voraus, dass die Hersteller meist mit gutem Grund sagen können: Meine Hand für mein Produkt.
Sollte doch mal etwas daneben gehen, dann übernehmen die Hersteller mit verdammt teuren Rückrufaktionen auch tatsächlich die Verantwortung.
Bezogen auf Software bedeuten deine Beispiele, dass die jeweiligen Hersteller - wollten sie soviel Verantwortungsbewußtsein zeigen wie die Autoproduzenten - deutlich sagen müssten: Unsere Software ist getestet unter den und den Bedingungen (Prozessor, Grafikkarte, Betriebssystem, Treiber, andere Software, andere Hardware etc.) und nur dafür können wir garantieren.
Du hast völlig Recht, dass aufgrund der unüberschaubaren Materie eine solche Garantie kaum möglich ist. Doch dann sollte es aber auch ein prinzipielles Rückgaberecht für den Käufer geben. Was derzeit Praxis ist, heißt nichts anderes, als Kunde, du kannst das ruhig kaufen, aber wenn das nicht funktioniert, ist das nicht unser Problem.
Die hochkomplexe Materie erfordert übrigens auch, dass man ein mindestmaß an Überschaubarkeit durch die Normierung von Schnittstellen herstellt. Und so kreativ man auch immer sein will, die Einhaltung dieser Normierungen ist zwingend. Wie problematisch es werden kann, wenn keiner mehr diese Garantie leisten will, hat der Milleniumbug deutlich gezeigt. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nur Zufall und nicht Sachverstand war, was uns da vor einer größeren Katastrophe bewahrt hat.
Im Übrigen ruhen sich viele Softwarehersteller auf eben den von dir genannten Argumenten aus und verstecken dahinter ihre unausgereiften Angebote (ich rede hier nicht von IPS - kann ich noch gar nicht beurteilen). Keiner steckt mehr Geld in richtige Testkonfigurationen, weil es ja viel billiger ist, den Verbraucher testen zu lassen.
Um dir ein schönes Beispiel zu nennen, hier kurz mein Erlebnis mit der teuersten kaufmännischen Software: SAGE-KHK
In der ersten Version versprachen die eine Möglichkeit für periodische Lastschrifteinzüge. Das funktionierte nicht. Der Support antwortet nicht - nur mit teurem Support-Vertrag. Vertragsabschluß. Ergebnis - Das Modul funktioniert nicht, hat nie funktioniert. 400 DM für einen Supportvertrag, der allein zu der Erkenntnis führte, das nicht funktioniert, was nicht funktionieren kann, weil: Programmiert aber niemal ausprobiert.
Versprechen: In der nächsten Version. Nächste Version gekauft. Modul überhaupt nicht mehr vorhanden. Keine Rücknahme der Software, da vom Umtausch ausgeschlossen.
Am Rande bemerkt: Die erste „sogenannte Profiversion“ von contronics war auch voll von Bugs.
Und so geht mir das seit fast zwanzig Jahren mit den SW-Firmen. Deshalb hab ich es mir jetzt auch angewöhnt, vor jedem Kauf genauer nachzufragen. Bekomme ich ehrliche Antworten, dann lauten die wie die von Parsey: Wir wissen es nicht.
Ich weiß, dass es manchmal einfacher aussieht, als es ist.
unger