Fachsimpeln über E-Installation

Ich habe ein neues Projekt in Planung und möchte mal kurz meine Idee zur Diskussion stellen.

Den Beruf habe ich selbst auch gelernt aber mir fehlt die ständige Praxis, wie man aus Vorhandenem das beste rausholt.

Alle Aspekte, die das EVU betreffen, möchte ich hier nicht diskutieren. Die Grundlagen sind mir klar und werden soweit möglich berücksichtigt.

Mir stehen auch alle professionellen Messgeräte zur Verfügung, um alle notwendigen Messungen selbst durchzuführen.

Projekt Erweiterung und Umbau HV (es gibt keine UV)
Haus Bj. Ende 70.
HV beinhaltet einen Zähler und 3 Reihen Automaten (also ganz gut aufgeteilt). Nach der HV ist alles VDE-gerecht ausgeführt. Das paßt.

Vom HAK kommt ein 4 * 10mm (Aufputz verlegt) zur HV. Ich erwartete ein normales TN-C-S Netz. Aber gleich die erste Überraschung. Der PEN ist in der HV nirgens mit dem PE, der vom Potentialausgleich kommt, gebrückt. Mhmmm

Im HAK (unverblombt) sind 3 NH mit 35A.

Nun möchte ich folgendermaßen vorgehen.

  • die 3 NH im HAK gegen 50A austauschen
  • nach dem Zähler einen SLS 50A einsetzen (da selektiv, sollte das passen)
  • danach 3 Eltako Einphasenzähler 65A
  • dann eine Aufteilung der Sicherungen in Bereiche
  • einen 4poligen RCD 40A (30mA) für den Hauptstrang
  • und einen RCD 40A (30mA) für Aussenbereich
  • Heizung, Server und Co hänge ich extra
  • eine Brücke zwischen der PE und N-Schiene einbauen

(Beim Neubau würde das EVU wohl 63A erwarten aber das würde m.E. eine neue Zuleitung zur HV erfordern)

Was meinen die E-Fachleute, die im Beruf stehen. Bin für jeden Tipp und Hinweis dankbar.

Wie sieht denn dein Potentialausgleich aus? Irgendwo noch einen Erder? Banderder im Fundament oder separater Stangenerder? Was sagt denn dein EVU … also welche Netzart liegt denn tatsächlich vor?
Ich gehe mal davon aus, das du einen 30mA Fi irgendwo hast!? Löst der wie gewollt aus, wenn du eine Brücke nach dem Fi zw. Null + Pe legst ?

Banderder Fundament natürlich. Hey, wir reden hier nicht von 1950. :stuck_out_tongue:
Beim EVU habe ich keine Publikation genau dazu gefunden, persönlich habe ich die nicht kontaktiert. Ferner, wer sagt denn, dass die von Ende 1970 noch heute in diesen Teilen Gültigkeit hat.
Aber was sollte das für ein Netz in einem Privathaus sein? Bisher wäre mir das auch noch nicht untergekommen, weil es einfach zu gefährlich ist.

Wenn ich einen FI hätte, dann wäre er im Text aufgeführt. Das war damals noch keine Pflicht und warum sollte es nicht funktionieren. Dazu fehlt mir jeder Ansatz.

Wie gesagt, natürlich messe ich das komplett durch, wenn ich es umsetze. Mir steht ein professioneller Messpark neuster Generation zur Verfügung, wenn ich das möchte. Momentan bin ich ja in der geistigen Planung. Mir stehen auch beruflich vom IHK-Meister bis zum E-Ingenieur so ziemlich alles zur Verfügung, um ggf. nachzufragen aber halt nicht am langen Wochenende. Aber ich möchte das jetzt planen und mal durchsprechen. :smiley:

Hallo Boui,

„normalerweise“ (ich kenne nicht alle Netzbetreiber), wird im Niederspannungsnetz des Netzbetreiber ein TN-C-Netz, die „moderne“ Hausinstallation wird als TN-S-Netz betrieben.
Mit dem Blick „auf Alles“ ergibt sich somit das von Dir beschrieben TN-C-S-Netz, wenn man es von der Sekundärwinklung des Mittelspannungstransformators bis zu Dir in die letzte Steckdose betrachtet…
Wo der Übergang vom TN-C zum TN-S-Netz allerdings stattfindet, das hängt von Deinem lokalem Netzbetreiber ab, manche wollen es im Hausanschlußkasten, andere in Deiner Verteilung…

Historisch ist was das Thema Erdung angeht viel passiert, so dass es dazu sicherlich viele verschiedene Versionen und damit verknüpfte Zeitpunkte gibt.

Früher wurde die elektrische Anlage der Häuser zur Erdung vielfach „nur“ mit der ankommenden Wasserleitung verbunden, da diese aus Metall war und selbst „blank“ eine große Flächenausdehnung im Erdreich hatte. Als die Wasserwerke anfingen, Wasserleitungen in Kunststoff zu legen, war damit auch die Erdung der Häuser in Gefahr, so dass man irgendwann - zumindest was den Neubestand betraf - den Fundamenterder zur Pflicht machte.

Für den Altbestand wurde daher oftmals vom lokalen Netzbereiber veranlasst, dass der auf die Wasserleitung geführte Schutzleiter nun auf den ankommenden PEN im Hausanschlusskasten gebrückt wurde, was zumindest die Sicherheit etwas erhöhte, denn eine (alleinige!) PEN-Leiter-Unterbrechung im Hausanschlußkabel ist ja nicht auszuschließen.

Um das Risiko für diese Häuser zu minimieren, einen lange oder möglicherweise gar keine Auslösung im Fall des Gehäusschlusses wegen schlechter Erdung zu haben, wurden teilweise wohl auch FI-Schalter eingebaut, da diese prinzipbedingt den notwendigen Auslösestrom reduzierten.

Bei einer Neuinstallation, sollte man sich also überlegen,

  • wie man mit dem Thema Erdung des Hauses umgeht (ggf. mal den Erdungswiderstand messen, evtl. Erde schlagen etc.)
  • ob man einen FI für das ganze Haus verbaut oder nicht „sinnvolle“ Gruppen bildet (weil die wegen Abwesenheit unbemerkt gebliebene Auslösung des FI wegen einer „billigen“ Aussenleuchte so einige Konsequenzen auf die im selben Masse betroffene Kühltruhe oder Heizungsanlage hat…) (aber das hast Du wohl auch so vor, wenn ich es richtig verstanden habe)
  • Du eigentlich beim Netzbetreiber nachfragen solltest, wenn Du die Sicherungsgröße änderst,
  • wie er mit dem Übergang der Netzform (TN-C -> TN-S) umgeht
  • prüfen solltest, ob Dein Zähler diese Ströme auch verträgt und
  • bei er Gelegenheit auch mal die Verplombung des Hausanschlusskasten anfragen solltest…

Eine lange Liste…:wink:

Joachim

Danke für die guten Ausführungen:

Wo der Übergang vom TN-C zum TN-S-Netz allerdings stattfindet, das hängt von Deinem lokalem Netzbetreiber ab, manche wollen es im Hausanschlußkasten, andere in Deiner Verteilung…

Wenn ich 4adrig ins Haus komme und 4adrig zur HV bleibt ja nicht wirklich viel übrig, oder übersehe ich da was?

Die Problematik Erdung kenne ich noch gut, da wir früher in der Richtung viel unterwegs waren. Ich sag nur Bauernhöfe. Da habe ich tolle Stories gesehen.
Aus dem Fundament kommt ein üblicher massiver verzinkter Bandstahl. Von daher schaut das optisch schon mal gut aus. Natürlich werde ich das auch messen.

FI aufteilen sprach ich ja an. Ich werde auch die Ebenen extra auf einen FI legen und wie gesagt, einige Dinge nicht ran hängen.

Du eigentlich beim Netzbetreiber nachfragen solltest, wenn Du die Sicherungsgröße änderst,

Das wäre aber in diesem Fall bei der Verkabelung völlig unkritisch.

prüfen solltest, ob Dein Zähler diese Ströme auch verträgt und

sorry vergessen zu erwähnen. 10(60)A

bei er Gelegenheit auch mal die Verplombung des Hausanschlusskasten anfragen solltest…

Da muss ich schmunzeln. Als ich beruflich in dem Job gearbeitet hatte, kam das oft vor, dass wir einen HAK öffnen mussten. Aufgrund der guten Kontakte riefen wir direkt beim zuständigen Typen mit der Blombzange an. Kommst Du Jahre später wieder an den HAK fehlt diese immer noch.
Ich hatte in der Zeit mehr ohne Blombe als mit gesehen.
Ich habs jedenfalls so vorgefunden.

Was mir aber wirklich in Deiner Antwort fehlt. Passen denn die angedachten Einbauten so wie beschrieben oder würdest Du das anders machen?
Wir sind ja nun in den Bereich EVU gerutscht, den ich erst einmal ausblenden wollte, weil er die Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt nur unnötig behindert.
Ich habe Verwaltung studiert. ich weiß, wie man Dinge lange aufhält. :smiley:

Hallo Boui,

es ist dann wohl so, das das TN-S-Netz ist in der Verteilung beginnt.

Ansonsten hört sich Deine Planung erst einmal gut an, es sollte dann aber auch fachgerecht durchgeführt werden…:wink:
Du weißt ja: Die Sprache des Technikers ist die Zeichnung! :wink:

Achso: Einige Netzbetreiber verlangen noch einen allpoligen Schlüsselschalter, den nur der Netzbetreiber schalten kann (der höhere Sinn ist mir aber nicht eingängig gewesen…)

Joachim