Anbringung Temperaturaussensensor

Hallo,

ich erfasse Aussentemperaturen momentan mit zwei Sensoren. Der ELV-FS10-Funksensor ist an der Aussenwand einer Holzhütte angebracht, ist immer im Schatten und auch gut mit Luft umströmt (hellblaue Kurve in den Diagrammen). Er zeigt relative gut die reale Temperatursituation an. Der zweite ist ein 1-Wire-Sensor der an der Aussenwand des Hauses angebracht ist. Ich habe ihn zusätzlich mit 3 cm Isolierung gegen das Haus (nicht mit dem Haus geschützt (hellgrüne Kurve). Er bekommt zwar nicht so gut wie der FS10, aber doch auch einen Luftzug.

Mit den Messreihen habe ich festgestellt, dass der Sensor am Haus eine zeitliche Verzögerung von ca. 1-4 Stunden und einen Temperaturdämpfung von ca. 2-4 Grad hat.

Was sind euere Erfahrungen, bzw. wie bringt ihr Temperaturaussenfühler an ?

Gruss
Icey

Auessen_Woche.png

So einfach ist das nicht zu bestimmen. Zuerst bräuchte man mal eine Referenztemperatur. Ein Luftzug (wie an der Laube) kann auch zu Kühlung führen. Dann spielt die Himmelsrichtung eine Rolle, denke ich. Vielleicht gibt es eine Wetterstation in deiner Nähe, die du als Referenzpunkt heranziehen kannst. Ich bin gelernter Meß- und Regelmechaniker und die haben einen Leitspruch:

Wer viel misst, misst viel Mist :wink:

WMO-konform wäre die Messung auf 2m. Damit die Umgebungsbedingungen stimmen würde ich eine Wetterhütte bauen. Die DWD-Bauanleitung findest Du unter Manfred Wegener(Wetterhuette). Unter Stevenson Screen wäre eine Variante, die man kleiner, recht günstig und schnell selber bauen kann.

Die FS10-Sensor an der Holzhuette liefert schon relativ gute Ergebnisse ist halt leider nur über 433 MHz-Funk angebunden. Die Wetterstationsabfrage über Internet habe ich über mehrere Sites auch über IP-Symcon am laufen. Die INet-Ergebnisse sind für eine Regelung aber unbrauchbar. Die Aktualisierungsraten liegen bei 15 Min bis 2 Stunden. Manchmal liefern die auch einfach den Wert null. Das sprunghafte Verhalten dieser Temperaturgraphen ist für jeden Regleralgoritmus ein Albtraum.

Mir gings einfach nur um die optimale Positionierung eines Aussentemperatursensors.

Gruss
Icey

Das habe ich schon einmal gehört und nicht verstanden. Wie kann ich denn mit Luft, sagen wir mal 20 Grad, auch wenn sie sich bewegt, etwas auf „unter“ 20 Grad kühlen? Ohne das jetzt Wasser dran verdunstet.

Aber sonst habe ich auch das Problem mit dem FS10 Sensor. Erst soll er Sonne haben damit die Solarzelle den Gold-Cap laden kann und dann aber nicht in der Sonne wegen der aufwärmung. Bei mir wars dann auch die Holzhütte, und der Ort ist bestimmt nicht ideal (noch gar kein Vergleichswert, nur den starken Anstieg wenn die Sonne zur Hütte rumkommt).

Gruß

Jan

Hallo Jan,

wenn Luft (oder Gas) sich entspannt, also eine Druckminderung erfährt, dann kühlt sie sich ab. Bei Benutzung einer Sprühdose oder einer Feuerzeug-Ampulle spürt man das am deutlichsten, der Behälter kühlt merklich ab.

Auch bei jedem Luftzug sind Druckunterschiede im Spiel. Daher sollte ein Temperaturfühler möglichst guten Kontakt zur Umgebungsluft aufweisen, aber auf keinen Fall der Zugluft ausgesetzt sein.

Gruß
HJH

Ahh, danke! Hätte nicht gedacht das der Druckunterschied bei einem Luftzug schon entsteht und sich auch noch merklich auf den Messwert auswirkt.

Gruß

Jan

Ich denke aber, dass der Einfluss durch Strahlung oder durch zu nahe Anordnung an ein störendes Objekt wesentlich größer ist. Außerdem sind die Windeinflüsse in der Regel recht kurzfristig und wir müssen eigentlich für die meisten Anwendungen nur in längeren Abständen messen.
Bei Zugluft werden aber Luftmassen aus verschiedenen Bereich, also event. unterschiedlichen Temperaturen am Messpunkt vorbeigeführt, sodass hier störende Beeinflussungen entstehen können.

Hallo HJH

Jetzt muss ich doch noch mal nachfragen:

In der von Horst verlinkten Bauanleitung für eine Wetterhütte steht, das die Messhütte auf allen Seiten Öffnungen hat, damit die Umgebungsluft durchstömen kann und sich kein Wärmestau bildet. Das mit dem Wärmestau ist ja klar, aber wenn ich die Wetterhütte wie empfohlen auf einem Freifeld aufstelle und da ordentlich Wind weht (und bei uns auf den Feldern ziehts des öffteren gewaltig ;)) dann habe ich ja auch in der Kiste heftige Luftbewegung. Und, durch die Stauwirkungen vor und hinter der Wetterkiste, würden ja auch wesendlich größere Druckunterschiede entstehen als bei einem Luftzug, der an einem frei im Schatten hängenden Thermometer vorbeizieht. Wie passt das dann also zusammen, dass der DWD diese Messwerte als absolute Referenz für Temperaturaufzeichnungen usw. nutzt. Die Messwerte würden da ja enorm verfälscht sobald etwas Wind das Wetterhaus „umspült“? :confused:

Hallo Thorsten,

der Effekt ist natürlich nicht sehr groß, zumal hier auch keine Abkühlung durch Verdunstung zum Tragen kommt. Aber er hat zumindest eine Auswirkung und sollte daher für anspruchsvollere Messungen berücksichtigt werden.

Ich habe in einem „Schnellexperiment“ einen DS18B20 mit einem 80mm-Lüfter immerhin um ca. 0.3°C abkühlen können.

Der Bau eines Wetterhäuschens ist also eine Gratwanderung zwischen sich widersprechenden Forderungen. Mein Vorschlag lautet daher, ein möglichst großes Volumen zu verwenden und die Lamellen der Wände mit einem zusätzlichen Strömungswiderstand zu versehen (z.B. mit einem Vliesstoff). Aufgrund der großen Fläche kann dann der Luftaustausch trotzdem relativ schnell erfolgen, ohne einen merklichen Luftzug zu erzeugen.

Gruß
HJH

Die Wetterhütte hat keinen richtigen Boden, nur ein paar Brettchen zum befestigen. Da sollte sich nicht allzuviel Luft bei stauen. Das Luftumspülen ist schon gewollt, da Du ja die aktuelle Lufttemperatur messen willst. Der eigentliche Feind ist die Strahlung, die durch die Bauweise ja abgehalten wird. Das Umschichten zwischen warmer und kalter Luft in und außerhalb der Hütte sorgt bei der Hüttengröße für ausreichend Luftwechsel, damit in der Hütte kein Temperaturstau entsteht. Wie stark sich starker Wind auf die Messung auswirkt kann ich jetzt nicht sagen, aber irgendwas ist ja immer. Die Hüttenbauform reduziert das ja auch noch etwas. Von Davis gibt es Wetterstationen, die ein aktiv belüftetes Strahlenschutzschild haben. Daher schätze ich mal, dass eine leichte Brise nicht zu viel ausmachen sollte.
Fazit: Wer gut Messen will muss leiden ;).

Als ich den Thread begonnen habe, war mir schon klar dass genau diese Diskusssion entsteht. Es ist halt irgendwie widersprüchlich, dass der Sensor gut in der Umweltumgebung verankert ist, aber nicht zuviel Luftströmung und Sonneneinstrahlung auf ihn einwirken. Ich habe neben den von mir in den Diagrammen dargestellten Sensoren (Laube FS10 ohne Solar, Aussenwand DS18B20) noch mehr parallel laufen. In Abhängigkeit von der jeweiligen Situation (Uhrzeit, Sonnenstrahlung oder Windgeschwindigkeit) liegt immer einer am nähesten. Mir scheint daher ein Netzwerk aus verschiedenen Sensoren am sinnvollsten. Mit 1-Wire und IP Symcon ist das auch mit „begrenzten“ Aufwand machbar.

Gruss
Icey

Hallo Obi,

ich habe mal aus dem Internet zwei Wetterstationen in meiner Nähe (Nürnberg und Lauf a.d.P.) zusammen mit meinem FS10-Sensor an der Laube (kein Solar, Batterie!) auf einem Diagramm dargestellt.

Das Bild sagt mehr als tausend Worte.

Gruss
Icey

WEB_Temperaturen.jpg

Hallo HJH, hallo Horst,

danke erstmal für die zusätzlichen Erklärungen. Jetzt muss ich mir doch noch mal überlegen, wie meine Wetterhütte aussehen wird und, vor allen Díngen, wie groß das Teil werden soll (muss).

Zur Zeit sitzt meine Wetterstation oben auf’m Dach. Für den Regen-, Helligkeits-, Windrichtungs- und Windgeschwindigkeitssensor ist das Ideal, aber ob der Temperatursensor da so richtige (genau) Werte liefert mag ich inzwischen doch irgendwie bezweifeln.

Ich muss noch mal suchen, ob ich nicht irgendwo in der nähe eine Datenquelle für Temperaturen finde, mit der ich mal meine Messwerte vergleichen kann.

So long,

Unter Wetter und Klima - Deutscher Wetterdienst – Deutschlandwetter findest Du die aktuellen DWD-Messwerte. Neuruppin befindet sich in einer Distanz von 25.558,567346315882m zu Gutengermendorf. Wenn Dir das reicht hast Du da vernünftige Daten alle 15min.